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AutorenbildVera Zischke

Charakterentwicklung am Beispiel von Dirty Dancing

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass jede Nebenfigur, die eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, ebenfalls eine Entwicklung durchmachen sollte. Jede wichtige Nebenfigur?! Klingt nach verdammt viel Handlung und verdammt viel Planung, oder? Sehen wir uns das mal am Beispiel eines Film-Klassikers an.

Das sehen wir uns mal näher an, indem wir meinen Archetyp betrachten: Dirty Dancing! Ich habe euch ja schon verraten, dass Dirty Dancing von Eleanor Bergstein in vielerlei Hinsicht für mich der perfekte Plot ist und ich immer daran denke, wenn ich versuche, eine dichte Geschichte mit Unterhaltungswert, Sogwirkung und Identifikationspotenzial zu entwickeln. Ja, ja… man kann’s ja mal versuchen…


Diese Entwicklungen stecken in den Figuren von Dirty Dancing

Aber zurück zum Thema: Sehen wir uns mal an, welche Entwicklungen in dieser recht überschaubaren Geschichte stecken:

Baby: wird vom „Baby“ zur Frau und löst sich von ihrem Vater

Johnny: entwickelt den Mut, zu sich zu stehen

Babys Vater: Lernt seine Tochter freizugeben und ihr Urteil zu respektieren

Penny: überwindet ihre Ablehnung gegenüber der sozial privilegierten Baby und hilft ihr


Es passieren also eine ganze Menge Entwicklungen. Man könnte auch noch Micro-Entwicklungen von Babys Mutter und Schwester sowie dem Hotelchef nennen. Aber: Alle diese Wandlungen drehen sich um die zwei zentralen Punkte der Story, die sich auch in Baby besonders stark widerspiegeln: soziale Gerechtigkeit und Erwachsenwerden.


Dirty Dancing ist dicht und mehrdimensional zugleich


Die Geschichte ist dicht und mehrdimensional zugleich, weil jede Perspektive neue Aspekte zu einem der zentralen Themen beisteuert. War dies der Autorin beim Schreiben bewusst? Gute Frage! Wir wissen alle, dass kreatives Schreiben 50% Handwerk und 50% Magie ist. Im Idealfall erschaffen wir ein Problem, das uns nicht loslässt, und haben unsere Chara


ktere so klar vor Augen, dass wir einfach nur noch unseren Gedanken hinterherlaufen müssen. In der Überarbeitung schälen wir dann wie ein Bildhauer immer mehr Konturen heraus.

Was also will ich mit meinem Dirty Dancing Beispiel sagen? Ganz einfach: Nur weil jeder wichtige Charakter einen Character Arc hat, heißt das nicht, dass jeder seinen komplett eigenen Handlungsstrang hat. Sonst würden wir nur noch Episodenromane schreiben. Alles kreist um einen zentralen Punkt. Da sind uns mal wieder die Weltuntergangsautoren einen Schritt voraus: Bei ihnen geht es immer um das nackte Überleben. Und das holt je bekanntlich das Beste und das Schlechteste aus uns heraus.


Welche Entwicklung sollen deine Figuren durchmachen?

Bleibt eine Frage: Welche Entwicklung soll mein Protagonist durchmachen? Bei all den beliebten Klassikern (from zero to hero, anyone?) gibt es auch weniger bekannte Varianten.


Kennt ihr zum Beispiel den Redemption Arc? Den gehe ich im nächsten Beitrag mit euch durch - am Beispiel von Thommy Shelby aus Peaky Blinders. Wir lesen uns!


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